Unser Haus

Jesus antwortete ihm:
Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester;
der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
(Lk 9,58)

Wofür gibt es ein Priesterseminar? 
Wenn ein (junger) Mann es wagt, sich auf den Weg zum Priestertum im Kontext einer Diözese zu machen, wird er Seminarist. Das heißt dann auch, dass er zusammen mit anderen Kandidaten, die Priester werden wollen, in einem Priesterseminar lebt.

Ist ein Priesterseminar also ein Studentenwohnheim für Seminaristen?
Wie jeder Student verlässt auch der Seminarist sein Zuhause, wechselt die Umgebung und die Ortspfarrei, doch geht es um mehr. Denn ein Seminarist lebt im Priesterseminar nicht nur, weil der Weg zur Hochschule dadurch kürzer wäre, weil es unzumutbar wäre, täglich vom bisherigen Wohnort zu den Lehrveranstaltungen zu kommen, oder weil er selbstständig und unabhängig werden möchte. Vielmehr lebt er in einer Gemeinschaft, die ihn trägt, aufbaut und braucht: er macht sich also mit Absicht abhängig, er bindet sich und wird so verbindlich. Er übernimmt zahlreiche Aufgaben und Dienste, die im Laufe des Studiums immer wieder wechseln, und verzichtet auf eine Menge Freizeit.

Das Haus hilft, sich einzuüben in eine geistliche Lebenshaltung: Konzentration auf das Wesentliche, Zeiten der Stille, geistliche Anregung und Austausch soll es ermöglichen.

Warum das alles? 
Um in die Haltung Jesu, die im Bibelvers oben zum Ausdruck kommt, hinein zu wachsen. Wie Jesus versucht der Seminarist in und aus der ‚Lücke‘ zu leben: das Seminar ist sein Zuhause und doch nicht. So wird es auch später sein: die Pfarrei ist ein Zuhause und doch nicht. 

Das Priesterseminar ist ein Ort, an dem architektonisch deutlich und von der Seminargemeinschaft eingeübt wird, was der Autor des Hebräerbriefs so formulierte: „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Hebr 13,14)

Kirill Buslov