Steinzeit im Priesterseminar

„In Zeiten, wie diesen, wer denkt da schon an einen Neubau des Priesterseminars?“ Dieser und ähnliche Sätze waren oft im Vorfeld der feierlichen Segnung des Grundstein des neuen Priesterseminars zu hören. Wer sind die, die daran denken und mutig voran gehen?

Diese Frage hatte wohl viele Menschen beschäftigt, die am 29. Januar 2014 den Weg in die Seminarkirche fanden. Und es waren viele! Sogar so viele, dass die vorhanden Sitzplätze nicht ausreichten und sämtliche Stühle aus dem Speisesaal und Hocker aus dem Meditationsraum herangeschafft wurden. Wer sind die, die daran denken und mutig voran gehen? Es sind die Ordinarien der (Erz-)Bistümer Hamburg, Hildesheim, Limburg, Osnabrück und der Orden der Gesellschaft Jesu, die sich mit dem Neubau des Priesterseminars unverzagt in die Zukunft wagen. In seiner Predigt während des Pontifikalamtes zu Ehren des hl. Thomas von Aquin verdeutlichte der Limburger Weihbischof, Dr. Thomas Löhr, genau diese Aufbruchstimmung. Er unterstrich aber auch die Verantwortung und die Hoffnung, die damit verbunden ist. Durch die Worte von Weihbischof Löhr wurde klar, dass gerade Zeiten, in denen Kirche und Christsein besonders angefragt sind, ein Seminarbau Sinn hat.

Ein Grundstein legt nicht nur nach außen ein Zeugnis ab, sondern ist gefüllt mit Zeugnissen der Zeit. So befinden sich in ihm neben der Urkunde, der aktuellen Ausgabe einer Tageszeitung und einer Telefonliste der derzeitigen Seminarbewohner auch Medaillen mit den Bildnissen von Heiligen und Münzen aus den Ländern der internationalen Aufbaustudenten. Da der Grundstein eher eine Metallbox ist, fehlt dem Grundstein sein Stein-Sein. Daher beinhaltet die Grundsteinbox auch kleine Steine von Seminaristen. Es sind Steine, des Anstoßes. Denn sie stammen von Orten, die für ihren Lebens- oder Glaubensweg beziehungsweise den Wegen der Berufung wichtig geworden sind. Jeder Stein ist ein Symbol für die Bereitschaft, sich als lebendige Steine in ein geistiges Haus einfügen zu lassen. So bekommen die Worte des Apostels Paulus für die Seminaristen und für die Ausbildung im Seminar eine tiefe Bedeutung: Ihr seid Gottes Bau. (1 Kor 3,9)

Durch die zahlreichen Gäste und die musikalische Gestaltung des Pontifikalamtes durch den Hochschulchor von Sankt Georgen wurde auch deutlich, dass das Priesterseminar nicht allein auf dem Weg der Nachfolge ist. Es wurde klar, dass Kirche gemeinsam gebaut wird. Somit lässt sich wohl eine einfache Antwort auf die Frage finden: „In Zeiten, wie diesen, wer denkt da schon an einen Neubau des Priesterseminar?“ – Wir, Sankt Georgen!

30.01.2014
Sebastian Schwertfeger